Ein Kind verändert das ganze Leben. Man trägt nicht nur mehr die Verantwortung für sich, sondern von nun an noch für einen weiteren Menschen, für sein eigenes kleines Mini-Me. Es stellt das eigene Leben komplett auf den Kopf und ist auch manchmal nicht so leicht. Auch wenn wir Eltern eigentlich dafür da sind, unseren Kindern etwas beizubringen, sie auf das Leben vorzubereiten und sie zu begleiten, so können auch wir einiges von ihnen lernen. Deshalb möchte ich euch heute im Rahmen unserer #MamiMitWort-Reihe fünf Dinge zeigen, die ich von meinem Kind gelernt habe.
1. Zeit ist ein kostbares Gut
In den ersten Wochen als frisch gebackene Mama dachte ich mir nur: „Oh mein Gott – wie soll ich das jemals alles schaffen?“ Ich stand plötzlich vor einer ganz neuen Aufgabe, nämlich den Alltag mit einem High Need Baby zu meistern. Emilian hat anfangs nur geschrien und ich bin zu gar nichts gekommen (darüber hatte ich HIER schon mal berichtet). Ich war völlig überfordert und hatte – jetzt im Nachhinein betrachtet – wirklich eine kleine postnatale Depression. Doch nach und nach bin ich in die Rolle reingewachsen, habe gelernt, meine Zeit besser einzuteilen und den Tag wertvoll zu nutzen. Während ich früher öfter mal einfach auf dem Sofa gesessen bin, um zu Entspannen oder meinen Instagram Feed zu checken, so nutze ich nun wirklich jede freie Minute, um etwas zu erledigen. Da merkt man erst, wie viel man an einem Tag alles schaffen kann. Seitdem Emilian vormittags in der Krippe ist, schaffe ich natürlich noch mehr, so kann ich meine Arbeit, den Haushalt und andere Erledigungen gut einteilen. Und wenn doch mal etwas liegen bleibt, weil das Kind krank ist oder nicht schlafen möchte? Dann habe ich gelernt, alles etwas entspannter zu sehen als früher.
2. Kleine Dinge im Leben schätzen
Ich bin wahnsinnig dankbar für das schöne Leben, das meine Familie und ich leben können und stolz auf meinen Mann, der hart arbeitet und einen großen Anteil daran hat, dass es uns an nichts fehlt. Dennoch habe ich besonders durch Emilian wieder gemerkt, wie wenig es eigentlich braucht, um glücklich zu sein. Wenn ich mit ihm einen Spaziergang mache und er sich ewig dafür begeistern kann, wie viele bunte Blumen auf dem Feld wachsen. Wenn er stundenlang mit unserem Hund durch den Garten rennt und ihm immer und immer wieder einen Apfel wirft. Seine staunenden Augen, wenn ich viele Seifenblasen mache. Seine süße Aufregung, wenn ein „Tator“ (Traktor) vorbei fährt. Wenn er sich schief lacht, weil die Ziegen vom Nachbarn mal wieder wild toben – das sind die kleinen Dinge im Leben, die mit Kind plötzlich wieder ganz viel wert sind.
3. Wie wenig Schlaf man braucht
Durchschlafen – was ist das? Ich gehöre zu der Sorte Mamas, deren Kind noch keine einzige Nacht durchgeschlafen hat (ok, eine, aber ich finde das zählt nicht!) Und fragt mich nicht wie, aber mein Körper steckt das ganz gut weg. Ich lebe noch, ich bin jeden Morgen fit (mal mehr, mal weniger) und leider tagsüber nicht an dem Schlafentzug. Ich merke zwar, dass mein Stoffwechsel etwas lahmt, aber kein wunder, wenn man nie länger als drei Stunden pro Nacht mal runterfahren kann. Ich hätte wirklich niemals gedacht, dass ein Mensch mit dauerhaftem Schlafentzug so gut leben kann – immerhin war das früher doch mal eine Foltermethode.
4. Wie sehr man lieben kann
Wir alle wissen, wie es ist, jemanden zu lieben. Meistens liebt man seine Eltern und den Partner oder die Partnerin. Ich habe selber schon geliebt und liebe natürlich auch meinen Mann. Die Liebe zu seinem Kind ist aber nochmal etwas völlig anderes, eine Erfahrung, die ich vorher so noch nie gemacht hatte und die ich schwer in Worte fassen kann. Als ich Emilian nach der Geburt in den Armen hatte, da überkam mich eine richtige Welle aus Liebe und irgendwie auch aus Angst. Angst davor, dass ihm etwas passieren könnte. Ich glaube, wenn man jemanden so sehr liebt, dann schwingt immer ein wenig Angst mit, dass der Person etwas zustoßen könnte. Ich habe schon teilweise gelernt, mit dieser Angst umzugehen, teilweise muss ich noch etwas daran arbeiten. Ich dachte eigentlich, dass diese Liebe niemals stärker sein könnte, aber je älter Emilian wird, desto mehr und mehr wird es noch. Es ist einfach die wahre Liebe zwischen einer Mutter und ihrem Kind.
5. Prioritäten anders setzen
Seitdem Emilian auf der Welt ist, hat sich auch meine Einstellung zum Leben etwas verändert. Dinge, über die ich mich früher öfter aufgeregt habe, erscheinen mir plötzlich total belanglos. Früher habe ich schon ab und zu vorschnell über jemanden geurteilt, jetzt denke ich mir immer, dass es bestimmt irgendeinen Grund gibt, wieso die Person so handelt und versuche hinter die Kulissen zu schauen. Ich beschäftige mich weniger mit den negativen Dingen im Leben, die einem nur Kraft rauben und konzentriere mich auf die positiven Sachen. An erster Stelle im Leben steht meine Familie, besonders Emilian. Und wenn ich mir etwas vorgenommen habe und das aufgrund von Emilian nicht so klappt, dann sehe ich das gelassener als vorher.
Jetzt würde mich natürlich interessieren, wer von euch schon Mama ist und was ihr von euren Kindern lernen konntet? Ich freu mich auf eure Kommentare.
Die anderen Beiträge unserer #MamiMitWort-Reihe findet ihr bei Ari, Katharina und nächste Woche auch wieder bei Christina.
Birthe says
Liebe Pazi, ich bin überhaupt erst über die Mama-Themen auf deinen Blog gestoßen und lese diese so gerne. Ich hab hier auch einen kleinen Jungen von November 2014, inklusive high need-Babyzeit und den unterbrochenen Nächten bis heute, aber auch der mit genau der unendlich großen Liebe zu und Freude an der kleinen Persönlichkeit, die aus allen deinen Texten über das Mutterleben spricht 🙂
Ich sende euch liebe Grüße
Birthe
Pazi says
Liebe Birthe, ganz herzlichen Dank für deinen lieben Kommentar. Dann gehts uns beiden ja recht ähnlich, ich finde, mit der Zeit wächst man immer mehr rein und bei uns wird es von Monat zu Monat besser (ab und zu sind dann mal wieder schwere Tage dazwischen). Dir uns deiner Familie alles Gute und ganz liebe Grüße zurück, Pazi
Ella says
Liebe Pari, du hast es sehr gut zusammengefasst <3 Pure Liebe, Freude und auch bewussteres Leben und Entscheiden prägen mein Leben seit der Geburt meines Zwillingspärchens 🙂 Sie sind nun fast 14 Monate alt und ich schlafe bei länger als 1,5h am Stück und das ist wirklich hart. Zumal ich wieder Vollzeit arbeite. aber unser Leben (aktuell in Lissabon) entschädigt uns sehr <3 Alles Gute für deine Familie….
Ella
Ella says
Entschuldige, natürlich meinte ich Pazi 🙂