Das erste Mal Mama zu sein ist eine tolle Erfahrung. Man erlebt diese spannende Zeit mit dem eigenen Kind und lernt jeden Tag viele neue Dinge kennen und so einiges dazu – nicht nur über den Sprössling, sondern auch über sich selbst.
Wenn der Body das erste mal zwickt
Es passiert ganz plötzlich, schleichend, von heute auf morgen und ohne Vorwarnung. Man steht am Wickeltisch, trocknet seinen frisch gebadeten kleinen Wurm ab, macht Späße dabei, kitzelt ihn, eingewickelt im Handtuch, etwas mit dem Fön (Wellness-Tipp von der Hebamme), zieht die frische Windel an, schiebt die kleinen Ärmchen durch den Body, will die Knöpfchen zumachen und merkt: das Stück Stoff ist zu kurz – der Body passt nicht mehr. Man realisiert: mein Baby ist aus der ersten Größe (in unserem Fall 50) rausgewachsen.
Als Mami zelebriert man jedes neue Ereignis, als wäre es Weihnachten und Geburtstag zusammen, man holt gleich den Fotoapparat raus, macht ein Erinnerungsbild von diesem Tag, dann zückt man das Baby-Tagebuch und notiert, was passiert ist, was man dabei gefühlt hat und klebt im besten Fall noch ein Polaroid daneben. Dieser Tag war etwas besonderes, aber er hat mich auch etwas wehmütig gemacht. Der Spruch „sie werden ja soooo schnell groß,“ den man von allen Seiten immer hört, wenn man ein Baby bekommt, stimmt einfach. Sie werden wahnsinnig schnell groß. Viel zu schnell. Als Mama fängt man dann an drüber nachzudenken, wie lange sie die süßen, kleinen Babys bleiben, die sich so gern an Mama kuscheln, sich über jede liebevolle Zuwendung und Aufmerksamkeit so sehr freuen, und am liebsten den ganzen Tag nur schmusen wollen und wann sie anfangen, ihren eigenen Kopf zu haben, trotzig werden und vielleicht auch eine Phase haben, in der sie von Mama nichts hören und nichts sehen wollen. In Gedanken ist man schon an dem Tag, an dem sie ihre erste Beziehung haben oder ausziehen wollen.
Zurück in der Realität hat man ein halbnacktes Kind am Wickeltisch liegen, das sich langsam langweilt und unruhig zappelt. Also schnell raus aus dem kleinen Body und Sachen in Größe 56 aus der Schublade holen. Auf die To-do-Liste im Kopf kommt der Punkt: Klamotten in Größe 50 aussortieren (hatte er dieses niedliche Streifen-Outfit überhaupt schon an?!) Wir behalten all die Baby-Sachen, da es nicht unser letztes sein soll. Also habe ich sie in schönen kleinen Kisten in unserem Keller verstaut. Mal sehen, wann sie wieder ausgekramt werden.
Natürlich liegen die Tage, in denen unser kleines Baby groß und erwachsen wird noch weit weg, trotzdem vergeht die Zeit mit Kind irgendwie so rasend schnell, das glaubt man gar nicht. Deswegen ist es für jede Mama und für jeden Papa ganz wichtig, die gemeinsamen Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre bewusst zu genießen. Ich bin wirklich dankbar und glücklich, dass ich ein Jahr zu Hause bleiben und mich nur auf unseren Sohn konzentrieren kann. Dass ich die Chance habe, ihn in seinem ersten Lebensjahr auf Schritt und Tritt (wahrscheinlich weniger Schritt als Tritt) begleiten zu können und diese spannenden Momente alle erleben darf. Wenn man nämlich eine kleine Pause vom alltäglichen Baby-Trubel und was er alles mit sich bringt nimmt, sich zurück lehnt, durchatmet und sich vor Augen hält, wie schnell diese wunderschöne Zeit vergeht, weiß man sie plötzlich wieder viel mehr zu schätzen und lächelt die ein oder andere schwierige Situation einfach weg.
Timing ist alles
Eine weitere Sache, die man auf einmal viel mehr zu schätzen weiß, ist Zeit. Zeit für all die kleinen Dinge, die man sonst einfach nebenher erledigen konnte, Zeit für Papierkram, Botengänge und Hobbies, Zeit für relaxte Wellnesstage daheim, für DIY-Projekte, aufwändige Gerichte und kunterbunte Macarons, Zeit Freunde zu treffen, für das Lieblingsbuch und die Lieblingsserie oder einfach Zeit für sich.
Der Tagesablauf richtet sich bei uns komplett nach dem Kleinen (ich denke, das wird spätestens beim zweiten Kind besser) – hat er einen schlechten Tag und weint die meiste Zeit, so kommt man zu gar nichts und einfache Dinge, wie zur Post gehen, stellen sich als große Herausforderung raus. Einen positiven Nebeneffekt hat das Ganze: man lernt seine Zeit viel besser einzuteilen. Die kostbaren Stunden (manchmal auch nur Minuten) zwischen zwei Wachphasen nutzt man plötzlich für wahnsinnig viele Dinge. Man schafft es auf einmal innerhalb von 55Minuten zu duschen, schminken, Essen kochen, Essen verspeisen, die Spüli einzuräumen, eine Maschine Wäsche zu waschen und eine andere aufzuhängen. Da fragt man sich ernsthaft, was man früher mit all der Zeit gemacht hat, die man da hatte. Ich schaffe jetzt an einem Tag mehr, als vor der Schwangerschaft in einer ganzen Woche. Manchmal schaffe ich aber auch einfach gar nichts. Und zwar dann, wenn die fiesen Blähungen wieder kommen, der kleine Mann nur rumgetragen werden will und sofort panisch loskreischt, wenn man versucht, ihn abzulegen.
Neulich war ich auf einem Geburtstag eingeladen. Mit Baby ist es allgemein schwierig, sich zu verabreden und eine feste Uhrzeit auszumachen, man weiß ja nie ob er ausgerechnet dann schläft oder trinken möchte, wenn man los muss oder ob er vielleicht wieder eine Weinphase hat. Jedenfalls hatte ich mir fest vorgenommen, pünktlich um zwölf Uhr zu dem Geburtstagsbrunch zu erscheinen. Davor musste ich meinen Mann zum Trainingsgelände fahren, da er an diesem Tag ins Trainingslager flog. Ich hatte zwei Stunden, um mich zu duschen, zu schminken, mich und den Kleinen fertig zu machen und loszudüsen. Klingt erstmal nach viel, jede Mutter weiß aber, dass die Zeit mit Baby nur so dahin fliegt. Also hatte ich schon Panik, dass ich es nicht mehr unter die Dusche schaffen würde und im halben Pyjama-Look zum Geburtstag aufkreuzen muss oder vielleicht zwar duschen kann, es aber nicht mehr schaffen würde meine Haare zu föhnen oder mich etwas herzurichten. Gott sei dank schlief der kleine Mann aber so tief und fest, dass ich alles geschafft habe, sogar noch die Wickeltasche in Ruhe packen und etwas aufräumen konnte. Überpünktlich fuhr ich los, hab auf den Weg noch einen Blumenstrauß mitgenommen und war so superstolz, dass ich alles geschaft hab und wie genial mein Zeitmanagement war. Herrlich, diese Kleinigkeiten des Alltags, die man ganz anders zu schätzen weiß.
Sieh mir in die Augen, Kleiner
Kleinigkeiten machen eben oft den Unterschied. Kleinigkeiten, die einfach besonders sind und für uns persönlich Großes bedeuten. Als Eltern macht man sich total verrückt und will sofort die tollsten Spielsachen, das schönste Mobile, die niedlichste Kuscheldecke und den flauschigsten Bären für seinen Sprössling haben. Dabei können die ja am Anfang gar nichts damit anfangen. Egal, wie teuer und hochwertig das Steiff Plüschtier ist – es interessiert sie null. Sie haben nur drei Hobbies: schlafen, nuckeln, schmusen. Anstatt große Augen zu machen, wenn eine irre tolle Rassel vor ihnen liegt, starren sie nur in den Raum hinein. Bis zu einem bestimmten Tag. Da nehmen sie auf einmal die Dinge in ihrer Umwelt nach und nach besser war und reagieren darauf.
Angefangen hat es bei uns mit dem bunten Mobile über dem Wickeltisch (eins in 3D, damit Philp Junior auch was sieht anstatt nur Tierfüße), das plötzlich mit riesigen Kulleraugen gemustert und verfolgt wurde. Der blaue Elefant hat es ihm besonders angetan, mit dem hat er sogar ein wenig geplaudert. Die zweite Sache, die er auf einmal registriert hat, war eine bunte Rassel. Ganz konzentiert guckte er sie an und folgte dem lustigen Geräusch (das war wieder einer dieser Kamera-zücken-und-Baby-Tagebuch-rausholen-Momente.) Auch unseren kleinen Chihuahua Anton hat er gesehen und neugierig mit seinen Blicken verfolgt.
Der Moment, der mich allerdings unendlich gerührt hat und den ich persönlich so wunderschön fand, war der Tag, an dem er morgens wach wurde, ich mich über ihn gebeugt, mit einem „Guten Morgen mein kleiner Schatz“ begrüßt habe und er mich angegrinst hat wie ein Honigkuchenpferd. Er hat mich erkannt und mir bewusst ein Lächeln geschenkt. Anfangs lächeln die Kleinen unkoordiniert und unbewusst, zum Beispiel kurz vor dem Einschlafen. Wenn Babys anfangen, dich richtig anzulachen und du etwas zurückbekommst, ist das ein wahnsinnig tolles Gefühl. Vorher hat man gewickelt, bespaßt, geknuddelt, geküsst und gestreichelt, ohne große Reaktion darauf. Und plötzlich erntet man das erste Mal etwas für all die Liebkosungen und Bemühungen der vergangenen Wochen. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Seitdem ist er so ein fröhlicher kleiner Knirps, der total gerne lacht und es mir dabei jedes Mal das Herz erwärmt. Dieses süße Lachen entschädigt alles. All die schlaflosen Nächte, das kräfteraubende Rumtragen, das stundenlange Beruhigen und den nervenaufreibenden Alltag – all das ist mit einem süßen Lächeln vergessen.
Im zweiten Monat sollen übrigens die Schlafabschnitte des Babys angeblich länger werden. Von „Durchschlafen“ soll sogar schon bei manchen die Rede sein. Pustekuchen! Bei uns ist genau das Gegenteil eingetreten. Während unser kleiner Mann am Anfang nur zwei bis dreimal nachts wach wurde, wollte er plötzlich einige Male jede Stunde trinken und wurde öfter unruhig und zappelig. Aber was hab ich letzte Woche extra betont? Bloß nicht vergleichen! Und genau das machen wir auch nicht. Jedes Baby entwickelt sich eben anders und in dem Fall muss ich einfach in den sauren Apfel beißen und gefühlte 1000 Mal aufstehen. Am nächsten Morgen bekomme ich dann wieder ein zauberhaftes Lächeln geschenkt und meine Augenringe sind vergessen.
Nächsten Sonntag geht es weiter mit einer neuen Baby & Co. Kolumne. Ich freu mich, wenn ihr wieder vorbei schaut und uns auf unserem spannenden Weg begleitet.
Was ich in dieser Zeit gelernt und erlebt habe:
- man lernt seinen Alltag einarmig zu meistern
- Tragesäcke sind was ganz tolles, falls man doch mal zwei Arme braucht
- Was bedeutet nochmal das Wort „Langeweile?“
- man muss jeden Moment aufsaugen und bewusst genießen
- man muss sich nicht schämen, wenn man jede kleinste Kleinigkeit in sein Baby-Tagebuch schreibt
- jeder Mutter sollte ein Zeitmanagement-Award verliehen werden (wie machen das erst die Mehrfach-Mamas?)
- jedes Kind sollte das Recht auf ein 3D Mobile haben (wer will schon die ganzen Tiere/Figuren nur von unten sehen?)
- man sollte sich Zeit für sich und den eigenen Körper nehmen und das, trotz Baby-Trubel, nicht vernachlässigen
- das erste Baby-Lächeln ist einer der magischsten Momente im Leben
- Lachen heilt alles
- Concealer rettet Leben (das Lächeln macht zwar fröhlich, aber leider nicht schöner)
Mona Wild says
Liebe Pazi,lese deinen wöchentlichen Babyblog sseit der ersten Woche und freue mich jede Woche schon ganz arg darauf! Bin zwar noch keine Mama, hab auch noch keine konkreten Pläne aber seit ich hier deine wöchentlichen tollen Erfahrungen lese freu ich mich echt schon darauf eines Tages auch Mama sein zu dürfen! Du machst das wirklich ganz wunderbar,schreibst so authentisch, unterhaltsam und interessant! Freu mich schon auf nächste Woche, alles Liebe für Emilian, dich und deinen Mann 🙂 Liebe Grüße Mona
Steffi says
Hallo Pazi, wiedermal ein toller Blog Eintrag, ich bin keine Mami aber ich habe neun Geschwister. Bei den Kleinsten ging es mir (obwohl nicht lange wie dir) auch so ähnlich. 🙂 Die kleinen Mäuse sind einfach das größte Geschenk!Ich freue mich schon auf den nächsten Beitrag auf deiner Seite, es ist zum Sonntagsritual geworden und es macht große Freude ein bisschen in dein Leben einzutauchen. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute!!!
Liliana says
hallo liebe pazi, ich bin hebammenschülerin und Liebe deine wöchentlichen Blog Einträge. Sie les sie immer wieder gern, sie sind voller Liebe und Begeisterung einfach wundertoll wie du Einträge verfasst. Ich finde es für werdende Mütter total toll wenn sie lesen können das sie dank deinem Blog nicht allein sind mit all ihren Ängsten und fragen . Ich kann deinen Blog nur immer wieder loben, ganz toll und weiter so. Ich freu mich schon auf deinen nächsten Sonntagsblog.