Babys weinen. Die einen viel, die anderen weniger aber sie weinen alle. Unser kleiner Prinz gehörte in den ersten Wochen eher zu der Sorte der Viel-Weiner. Das liegt vor allem daran, dass er, seitdem er zwei Wochen alt ist, unter Blähungen und den berüchtigten Dreimonatskoliken leidet. Mittlerweile wird es von Woche zu Woche besser und wir peilen so langsam die Zwölf-Wochen-Hürde an, nach der es nicht mehr so schlimm sein soll.
Aber Weinen ist nicht gleich Weinen. Am Anfang war es für mich total schwer zu differenzieren, was genau das Problem ist und wie es behoben werden kann. Das lief dann ungefähr so ab: Emilian nuckelte in der einen Sekunde noch genüsslich an meiner Brust, auf einmal fängt er an sein Gesicht zu verziehen, zu jammern und loszuschreien. Dann versuchte ich ihn ganz hektisch zu beruhigen. Muss er ein Bäuerchen machen? Schnell über die Schulter und wild am Po Klopfen! Drückt ihn ein Pups? Dann auf den Rücken legen und Fahrrad fahren mit den Füßchen! Hat er noch Hunger und die Brust ist leer? Schnell ein Notfall-Fläschchen machen! Oder ist die Windel vielleicht voll? Dann fix wickeln! Wenn alles nichts geholfen hat, mussten jegliche Spiel- und Bespaßungssachen her, die wir daheim hatten. Am Ende war der arme Kerl total überfordert von den ganzen Eindrücken, im besten Fall sogar ruhig (wahrscheinlich vor Erschöpfung) aber ganz sicher hat er meine Nervosität und die Hektik, die ich verbreitet habe, gemerkt und aufgenommen.
Was hilft wirklich?
Mittlerweile kann ich sein Weinen ganz gut einschätzen und finde oft den richtigen Weg, damit es ihm besser geht. Heute möchte ich euch von den Methoden und „Tricks“ erzählen, die bei uns wirklich etwas zur Beruhigung beigetragen haben und noch beitragen. Für die Mamis unter meinen Leserinnen ist vielleicht die ein oder andere Idee dabei (auch wenn das Meiste nicht ganz neu sein wird) und für die Nicht-Mamis ist es bestimmt lustig zu lesen, was man alles macht, um seinen Sonnenschein zu beruhigen.
Pucken
Vor der Geburt habe ich mich eine Zeit lang über das Pucken informiert. Eine Methode, mit der man die Kleinen in eine Stoffwindel oder ein Pucktuch fest einwickelt, so dass die Ärmchen und Beinchen fest an den Körper gebunden sind und das Baby wie in einem Kokon steckt. Es soll die Situation im Mutterleib nachahmen und sie dadurch beruhigen. Auch haben viele Babys den Moro-Reflex, der für unkontrollierte Armbewegungen sorgt. Das Pucken soll das Auftreten dieses Reflexes reduzieren und den Babys zu einem ruhigeren Schlaf verhelfen.
Auf den ersten Blick schaut das ziemlich merkwürdig aus, die süßen Säuglinge stramm eingewickelt in ein Tuch, so dass sie sich nahezu nicht mehr bewegen können. Am Anfang konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass sie dieses Einengen mögen. Je näher ich mich aber damit beschäftigt habe, desto begeisterter wurde ich davon. Da ich auch positive Erfahrungsberichte aus meinem Umfeld darüber bekommen habe, hab ich mir schließlich eine Puckhilfe von Nonomo bestellt.
Gleich in der ersten Woche habe ich Emilian gepuckt und ich hatte das Gefühl, dass es ihm sehr gefallen hat. Schon im Krankenhaus schlief er gepuckt viel länger als ohne. Manche Mamis wickeln ihre Kinder fast den ganzen Tag in ein Tuch, ich habe es allerdings nur zum Einschlafen gemacht. Allerdings hat Emilian ständig das Bedürfnis, sich ins Gesicht zu fassen. Manchmal hat es ihm nicht gefallen, dass seine Arme im Pucktuch steckten und er hat angefangen, sich raus zu strampeln. Dann hab ich das Tuch geöffnet, damit er seine Händchen nach oben nehmen kann. Ich denke, dass Pucken nicht für jedes Kind geeignet ist, aber es durchaus ein Versuch wert ist. Man merkt recht schnell, ob sich der Zwerg wohl fühlt oder nicht.
Tragen
Ähnlich wie mit dem Pucken verhält es sich mit dem Tragen. An sich ist es eine tolle Sache, sein Kind ganz oft am Körper anstatt in einem Wagen, einem Laufstall oder einer Wippe zu haben. Die Kids lieben den Körperkontakt, wenn sie Mama oder Papa riechen können und sie genießen die leichten Bewegungen.
Damit man die Hände frei hat gibt es allerlei Hilfen, zum Beispiel ein Tuch, einen Tragesack oder eine Manduca. Wir haben uns für einen Tragesack von Weego entschieden. Der war die Rettung, wenn sich unser kleiner Prinz einfach nicht ablegen lassen wollte und Mama einiges zu tun hatte. Wenn er ganz unruhig war und geweint hat, hab ich ihn einfach in den Tragesack gepackt, meine Dinge erledigt und er hat sich beruhigt. Meistens ist er dann auch eingeschlafen, egal ob ich Wäsche geholt, gekocht oder aufgeräumt hab.
Die richtige Position
Wenn es ums Beruhigen und Einschlafen geht und ich unseren Sonnenschein nicht im Tragesack habe, dann habe ich eine ganz bestimmte Position herausgefunden, die er absolut liebt. Ich lege ihn mit dem Köpfchen in meine linke Armbeuge und gebe ihm den Schnuller, dann drehe ich ihn so, dass er in meine Richtung guckt (sozusagen Bauch an Bauch) und meine linke Brust ganz leicht an seinen Schnuller drückt (dann fällt er auch nicht raus.) Zum Schluss halte ich mit der rechten Hand noch seinen Po fest. Wenn ich ihn dann noch sanft schaukle, lässt er sich eigentlich immer beruhigen und schläft zu 99% ein. Aber wehe, wenn ich die Hand vom Po nehme und ihn nur mit einem Arm halte, dann gibts sofort Ärger! Aber Hauptsache der Zwerg ist zufrieden und schlummert seelenruhig.
Die richtige Geräuschkulisse
Dieser „Tipp“ kommt von unserem Kinderarzt und er klingt für Nicht-Mamis erstmal so dubios, wie das mit dem Pucken. Manchmal hilft es nämlich, den Kindern gewisse Geräusche vorzuspielen, damit sie ruhig werden. Als Emilian einmal gebrüllt hat, wie am Spieß und ich mir nicht mehr zu helfen wusste, hab ich einfach mal den Fön angeschaltet. Und siehe da: er verstummte sofort. Zwei Stunden Hin- und Hertragen, Schmusen, Schaukeln etc. halfen nichts, aber als er den Fön hörte, war Ruhe. Er lauschte ganz neugierig und guckte ein wenig im Raum herum. Ich hab ihm dann ganz leicht mit mittlerer Hitze sein Bäuchlein geföhnt (bitte nur mit ganz viel Abstand nachmachen) und nach zehn Minuten ist er eingeschlummert. Einmal hab ich den Fön einfach laufen lassen, mir den TV angemacht, Untertitel eingeschaltet und kurz entspannt. Es gib auch CDs oder Youtube Videos, die das Geräusch nachmachen, das ist dann ein wenig Umweltfreundlicher und nicht so heiß 🙂
Je nach Gusto des Zwerges kann natürlich auch der Staubsauger oder der Geschirrspüler herangezogen werden. Neulich hab ich unseren Kleinen im Kinderwagen im Wohnzimmer auf und abgeschoben (darin schläft er immer herrlich) aber so richtig in den Schlaf gefunden hat er nicht. Bis ich dann auf die Idee gekommen bin, den Wagen vor die Geschirrspülmaschine zu stellen. Keine zehn Sekunden später schlief er wie ein Stein.
Die Äuglein streicheln und das Gesicht berühren
Manchmal ist Emilian so aufgedreht, dass er zwar hundemüde ist, aber nicht in den Schlaf findet. Irgendwann ist er dann so übermüdet, dass er anfängt zu weinen und jedes Mal, kurz bevor er einschläft, wieder die Augen aufreißt. Meine Mama hat mir dann gezeigt, dass Babys es mögen, wenn man ihnen mit einem Finger sanft von der Nase aus über die Lider streichelt. So fallen ihnen im Nu die Äuglein zu und sie finden besser in den Schlaf. Eine andere Möglichkeit ist es, mit einem Finger von oben nach unten über die Stirn und die Lider zu fahren.
Unser Herzblatt mag es auch sehr gerne, wenn ich eine Hand auf seinem Köpfchen liegen habe oder seine Backe halte, das gibt ihm anscheinend ein geborgenes, warmes Gefühl und er beruhigt sich schnell. Wenn er weint nehme ich meistens erst seine beiden Händchen, halte sie an seinen Körper und wiege ihn sanft hin und her. Wenn er sich dann etwas entspannt hat, lege ich meine Hand auf seinen Kopf und schon wirkt er viel zufriedener
Ausziehen
Babys lieben es, nackig zu sein. Wenn unser Spatz weint, ziehe ich ihn meistens zuerst aus, damit er strampeln kann. Oft reicht es auch aus, nur die Hose auszuziehen und schon ist das Weinen erstmal vergessen. Dann wird gestrampelt was das Zeug hält. Am allerschönsten ist es bei Oma und Opa, da kann man sich nämlich bis auf die Windel ausziehen und gemütlich vor den Kachelofen legen. Da schläft es sich natürlich besonders gut.
Es werde Licht
Neben Musik mag Emilian besonders gerne Licht. Wenn irgendwo ein Licht brennt, ist er fasziniert und kann den Blick nicht abwenden. Heiß begehrt ist meine Stilllampe, der kleine Geist aus der Ikea, der die Farbe wechselt. Aber eine richtige Schreitherapie war es, als meine Mama ihn vor ihren Christbaum (der hat zwar keine Kugeln mehr dran, steht aber ihm zuliebe immernoch) gehalten hat. Sein lautes Weinen verwandelte sich binnen weniger Sekunden in Totenstille (das klang so, als würde man eine Säge ausschalten und das Geräusch hallt noch zweimal kurz nach.) Parallel dazu nahmen seine Augen die Größe zweier Untertassen an und der Mund formte ein süßes „ooohhhh.“ Wahnsinnig niedlich und praktisch zugleich. Nicht ganz so praktisch für meine Mama, denn sie musste in dieser Position gefühlte zehn Stunden stehen bleiben. Immer, wenn sie sich bewegte, fing das Weinen wieder an.
Shake it Baby! Oder: Shake the Baby!
Wenn gar nichts mehr hilft, muss eine Hardcore-Lösung her. Nummer eins: Kind anziehen, rein in den Maxi Cosi und mit dem Auto losfahren. Anfangs schreit er zwar meistens noch, das gibt sich aber nach ein paar Minuten und er pennt sofort weg. Das Geschaukle gemischt mit dem leisen Rauschen vom Auto ist die perfekte Einschläfer-Kombi. Nummer zwei: Kind anziehen, in den Kinderwagen packen und übers Kopfsteinpflaster schieben. Klingt komisch, hilft aber meistens. Auch hier macht es wieder die Mischung: frische Luft und schütteln, schütteln, schütteln. Auch toll gegen Blähungen, denn irgendwie lösen sich die Pupse auf dem Kopfsteinpflaster ziemlich gut.
Seit diesem Wochenende haben wir noch eine Wunderwaffe gegen miese Babylaune: eine elektrische Wippe (inklusive verschiedener Melodien und einer süßen Schnecke, die vorne auf und ab tanzt.) Erstens lässt Emilian sich darin total schnell beruhigen und zweitens kann ich ihn darin locker 20-30 Minuten ablegen und er beschäftigt sich alleine. Das hat bis jetzt keine Activity Decke oder ähnliches geschafft. So kann ich morgens entspannt unter die Dusche hüpfen, Frühstück machen oder mich um die Wäsche kümmern. Danke für diese tolle Erfindung!
Babys nie schreien lassen
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Babys NIE ohne Grund weinen. Von der Methode, sie einfach schreien zu lassen, damit sich ihre Lungen stärken oder sonstiges, halte ich gar nichts! Da gibt es einen wirklich lesenswerten Artikel auf dem Blog „Gewünschtestes Wunschkind“, der auch auf das Buch „Jedes Kind kann schlafen lernen“ eingeht und Tipps zur effektiven Beruhigung gibt.
Allerdings finde ich es für Mamis auch wichtig zu wissen, dass Babys manchmal einfach schreien und man sie nicht beruhigen kann. Denn so verarbeiten sie oft die Erlebnisse des Tages und da sie keine andere Möglichkeit haben sich auszudrücken, weinen sie (meist in den Abendstunden.) Auch wenn man es nicht schafft, das Baby zu beruhigen, sollte man trotzdem da sein. Da finde ich es wichtig, die Kleinen von den Aussenreizen abzuschirmen, Körperkontakt zu halten und sie einfach lieb zu haben. Dann kann man vermitteln: „Ich kann dir zwar gerade nicht helfen, aber ich lass dich nie alleine, wenn es dir schlecht geht und ich bin immer für dich da!“
Ich hätte nie gedacht, dass mich mal so stark mit dem Thema „Weinen“ ausseinander setze, aber wenn das eigene Kind dann so furchtbar weint, möchte man einfach alles tun, damit es ihm besser geht. Dass man mit dieser Fürsorge auch übertreiben kann und damit das Gegenteil bewirkt, hat mich jetzt die Erfahrung gelehrt. Deswegen hoffe ich, dass ich mit meinen persönlichen Tipps vielleicht mancher Mami ein paar Anregungen geben kann.
Ich freue mich, wenn ihr nächste Woche wieder reinlest:)
Mum says
Du bist eine wunderbare Mami. Wir sind sehr stolz auf dich, Engel.
Juli says
Supi Einstellung und toller Text! 🙂
kim says
Was auch ganz gut ist (dann muss man nicht anziehen und raus), Staubsaugerkabel in der Wohnung verteilen und mit dem Kinderwagen darüber fahren, hat fast den gleichen Effekt wie Kopfsteinpflaster 🙂
Pazi says
Das hab ich noch nie gehört, das probier ich doch glatt mal aus, vielen Dank!! 🙂
Laura says
Du schreibst das ja super. Bin echt total fasziniert.
Und der kleine ist ja mal sowas von goldig!
Aliesha Taylor says
Gefällt mir super gut, Tina hat mir
deinen Block empfohlen und da dein kleiner
Prinz ein paar Wochen älter ist wie meiner
freu ich mich über gute Tips!!!
Freu mich mehr zu lesen, weiter so 🙂
Anja says
Ich musste gerade so lachen. Glaub es oder nicht ich liebe es bis heute mich in den Schlaf zu föhnen 😀
Liebste Grüße
Anja
Krist says
Ich kann dich so gut vestehen!! Meine kleine ist jetzt fast 6 Monate alt, aber ab der 3 Woche bis zur 12 hatte sie koliken und spucken!
Das mit dem pucken, Geräusche in tragen hat Super viel geholfen! Kleiner Tipp für alle Mamis es gibt eine Spp Sound sleeper, da werden alle Geräusche nachgemacht und mit dem shhhhhh oder Staubsauger schläft es sich am besten!! Am besten mal ausprobieren! Und was uns gerettet hat, war ein Besuch beim osteopathen/ Orthopäden. Bin selber Ärztin ( unfallchirurgie) und stand dem etwas skeptisch gegebpber, aber es hat geholfen! Wirklich! Viele Erfolg noch und es wird besser!!!!!!
Pazi says
Vielen Dank für den Tipp, ich hab mir die App gerade runter geladen und ausprobiert. Hat super geklappt:)
Krist says
Super! Wenn du die erweiterte Version kaufst, dann kannst du es unendlich lange laufen lassen, bis dein Akku alle ist :-)) lohnt sich!!!! Es wird wirklich besser!!! Die ersten 12 Wochen sind zum erschießen :-)))) lg