Muttermilch ist das Beste, was man seinem Baby geben kann. Da ist es doch eigentlich das Natürlichste der Welt, sein Kind zu stillen, wenn es Hunger hat – egal wo. Das dachte ich zumindest, bevor ich selbst Mutter wurde. Denn wenn es soweit ist und man in der Öffentlichkeit sein Kind anlegen möchte, erntet man oft schiefe Blicke und blöde Kommentare. Immer öfter werden stillende Mütter aus Cafés oder Geschäften verwiesen, weil sich andere Gäste dadurch belästigt fühlen. Sind wir wirklich so verklemmt? Dabei kommen wir doch tagtäglich in Berührung mit viel nackter Haut und Brüsten. Im Fernsehen, in der Werbung, am Badestrand, oder sogar lebensgroß auf Plakatwänden. Darüber regt sich kein Mensch auf. Das ist die komische Doppelmoral unserer Zeit. Brüste werden mit Sex und Pornographie assoziiert, sie erregen Männer und so offenherzig präsentiert gelten sie als obszön. Ich frage mich allen Ernstes, was in der Gesellschaft schief läuft, wenn das Stillen eines hungrigen Babys als etwas pornographisches angesehen wird.
Mit einem kleinen Säugling hat man am Anfang noch keine festen Essenszeiten. Babys haben auch unterwegs oft Hunger, das kann man nicht jedes Mal planen. Muss man deshalb immer Zuhause bleiben? Nein! Wir verstecken uns ja auch nicht zum Essen. Dabei ist Stillen so viel mehr als nur Nahrungsaufnahme, es schenkt Nähe, Trost und stärkt die Verbindung zwischen Mutter und Kind.
Für mich war von Anfang an klar: ich möchte stillen. Zumindest probieren wollte ich es und ich bin sehr dankbar, dass es so gut geklappt hat beziehungsweise immer noch klappt. Ich habe fünf Monate voll gestillt und jetzt tasten wir uns so langsam an Beikost ran. Wir sind zwar bei drei Breien am Tag angekommen, aber eine volle Mahlzeit ersetzen sie noch nicht, ich gebe Emilian danach meistens nochmal die Brust. Ich gebe zu, am Anfang war es sehr ungewohnt für mich, in der Öffentlichkeit zu stillen. Es ist ein merkwürdiges Gefühl sich obenrum zu entblößen, wenn andere dabei zugucken können, vor allem, wenn der kleine Mann beim Trinken abgelenkt ist oder unruhig wird und öfter mal die Brust loslässt und umher guckt. Ich hab meistens direkt nach dem Stillen das Haus verlassen, damit Emilian nicht so schnell wieder Hunger bekommt. Hat es dann doch etwas länger gedauert, hab ich mich in eine Ecke versteckt und unter einem Tuch oder einem Schal gestillt.
Mit der Zeit bin ich routinierter und lockerer geworden. Mittlerweile stille ich überall, egal wann, egal wo. Allerdings diskret, ohne großes Aufsehen zu erregen. Es ist mir völlig egal, ob ich schiefe Blicke ernte, wenn mein Sohn Hunger oder Durst hat, dann bekommt er etwas. Am schönsten finde ich es immer noch, wenn ich etwas über Emilian und meine Brust legen kann. Meine Lieblings-Accessoires, wenn ich unterwegs bin, sind meine beiden Stillschals von Chou & Chou. Sie sind Schal, Cardigan, Tunika, Babydecke, Schwangerschaftstop und Schutz beim Stillen in einem. Durch die durchdachte Anbringung von Knöpfen, kann man sie verschieden einsetzen. Manchmal trage ich sie als Oberteil und kuschel Emilian zum Stillen einfach drunter. Wenn sie nicht zu meinem Outfit passen, stecke ich sie einfach in meine Tasche und werfe sie nur zum Stillen über. Weil ich so begeistert von den Stillschals bin, möchte ich gerne zwei davon an euch verlosen. Einen auf meiner Facebookseite (HIER) und einen auf Instagram (HIER). Die Farbe dürft ihr euch selbst aussuchen, ich habe einen in grau und einen in braun. Dadurch möchte ich zwei von euch ermutigen, auch in der Öffentlichkeit oder unterwegs zu stillen.
In den USA, Schottland, Australien und in Großbritannien gibt es übrigens ein Gesetz zum Schutz des Stillens in der Öffentlichkeit. Darauf können sich stillende Mamis berufen, wenn sie sich mal wieder einen dummen Spruch anhören dürfen. Ich denke, mit so einem Gesetz könnte man mehr Mütter überzeugen, ihr Kind länger als die von der WHO empfohlenen sechs Monate voll zu stillen. Die fehlende Akzeptanz der Gesellschaft führt nämlich leider dazu, dass einige Mütter frühzeitig abstillen. Laut der Lansinoh Stillstudie von 2014 findet es jede fünfte Mutter peinlich in der Öffentlichkeit zu stillen.
Stillmamas Versteckt euch nicht! Je mehr „mutige“ es gibt, desto eher gewöhnt sich unsere Gesellschaft an den Anblick. Man muss seinen Busen ja nicht komplett entblösen, diskretes Stillen ist, dank der tollen Tücher wie von Chou & Chou, oder bestimmten Stilloberteilen zum Glück kein Problem mehr. Ich bin für mehr Tolleranz für Stillen in der Öffentlichkeit, was sagt ihr zu dem Themaß Habt ihr schon Erfahrungen (vielleicht negative) damit gemacht?
Ari says
Ich bin selbst frischgebackene Mama und weiß, wie es ist, wenn man seinen Tagesplan nach den Stillzeiten des Babys richtet, um nur nicht, in der Öffentlichkeit stillen zu müssen. Das ist mal wieder so typisch kinderunfreundlich! Warum gibt es nicht in der Stadt z.B. kleine Rückzugsräume für stillende Mütter? Ich finde es genau richtig, dass du das so machst, wie du es für richtig hältst und dir die schiefen Blicke egal sind.
Liebe Grüße,
Ari
Kathrin says
@Ari: bei uns in Bonn gibt es das z.B. im Sinn & Leffers. Die haben einen ganzen Stillraum mit Wickelkommode und sogar einen Fläschchen/Gläschenwärmer. Im Ikea habe ich das auch schon entdeckt. Leider wird das oft nicht groß angeschrieben und man erfährt davon nur durch Tipps anderer Mütter.
Kira says
Vielen Dank für diesen Blogpost ich habe es geliebt meine Tochter zu stillen und mich von blöden blicken oder Sprüchen nicht irritieren lassen. Heute ist sie 1 1/2 und es gibt Momente in denen ich mir das praktische stillen wieder herbeiwünsche die richtige Nahrung, richtige Temperatur, auf die Sekunde parat. Gibt’s was besseres? In meinen Augen nicht. Und auch mein 2. Kind werde ich wieder stillen ☺️